Einfach telefonieren – vox.io

Ein Startup ist aufgebrochen das Fernsprechen für die heutige Zeit neu zu erfinden. Ich habe mit Tomaž Štolfa, einem der Gründer von vox.io, gesprochen und mich gefragt, ob man sowas noch braucht.

Seit mein erster iPhone Vertrag (dumme Idee) ausgelaufen ist habe ich nie wieder auf die Kosten einer Sprachminute geachtet. Ich telefoniere ungern mit fremden Menschen. Für alle anderen habe ich Skype, Google Talk und sogar der Facebook Chat lässt sich erstaunlich gut fürs fernsprechen nutzen. Einen eigenen Festnetzanschluss hatte ich noch nie und bei Mobilverträgen interessiert mich nur wie viel das Gigabyte kostet und wie stabil das Netz ist.

Was ist vox.io
vox.io ist telefonieren.

Nach dem einloggen sieht man ein Eingabefeld. Erinnert an Google, als sie noch Wert auf Einfachheit legten. Dort gibt man die Nummer ein, die man anrufen will und klickt enter. Schon wird die Verbindung aufgebaut. Kein Programm, das man runterladen, kein Plugin das man installieren muss (sowohl bei GTalk als auch FB Chat nötig). Einziges Manko ist momentan noch, dass man Flash den Zugriff auf das Mikro gewähren muss. Dies sind einmalig zwei Klicks, durch die die Seite einen durchnavigiert. Tomaž meinte, dass sie sobald es möglich ist dies anders lösen werden. Aber noch ist weder HTML5 noch eine andere bei den Menschen bereits verfügbare Technologie dazu fähig.

Dem Angerufenen wird die Nummer angezeigt, mit der man sich authentifiziert hat. Es gibt ein Kontaktbuch und man kann sich auch mit anderen Leuten auf vox.io verknüpfen. Nichts Social Media Dings, sondern ein knappes Profil mit Kontaktinfos. Neben Nummern kann man auch Namen und Emailadressen in den Anrufschlitz schreiben. Telefonbücher werden noch nicht durchsucht, kommt aber vielleicht in Zukunft. Neben der Nummer, die man anrufen möchtet, steht sofort wie viel der Anruf kosten wird. Anrufe zwischen Mitgliedern sind kostenlos. Festnetz kostet 2, Mobilnummern 5 Cent pro Minute (.at/.de). Anrufe werden sekundengenau abgerechnet. SMS kosten 5 Cent. Getestet habe ich es mit meinem Vater, der gar nicht mitbekommen hat, dass ich über vox.io angerufen habe. Halbe Stunde vox.io zu österreichischem Festnetz. Qualität war stabil und sehr gut. vox.io zu vox.io habe ich mit Tomaž gesprochen. Auch problemlos. Bis auf das Video. Weil er eine Dev Version laufen hatte. Über vox.io/luca könnt ihr mich jederzeit anrufen. Einfach so. Kommt statt Telefonnummer auf meine Visitenkarte (Visitenkarte?). Meine Telefonnummer wechselt sowieso zu oft, als dass ich die sinnvoll weitergeben könnte.

Alleine durch die Einfachheit und Transparenz habe ich den Dienst schon unter meinen Lieblingen abgespeichert. Aber vox.io hat noch mehr auf Lager.

Lieblingsfeature
Quick Call
Ähnlich einer Wegwerfemail. Durch einen Klick auf der Website generiert sich ein Link, den man jemanden schicken kann, um angerufen zu werden. Mit Klick auf den Link kommt man auf mein Profil, wo man gebeten wird seinen Namen anzugeben, sonst nichts, und kann dann auf Anrufen klicken. Bei mir klingelt dann der Browser (der Browser!) oder das iPhone. Schon kann ich mir der Person sprechen. Der Link ist nur einmal verwendbar. Hat jemand Onlinedating gesagt? Oder jegliche sonstige Erstkontaktaufnahme, wo man nicht gleich seine Nummer verstreuen möchte. Steht bei mir zwar im Impressum. Finde es dennoch super.

Group Call
Gleiches Verfahren. Link auf der Website erstellen, an die Teilnehmer schicken lossprechen. Können auch direkt mit einem Google Calendar Event verbunden werden. Das Vorgehen ist so einfach, dass ich niederknien möchte. Die Leute, mit denen ich am ehesten Konferenzsschaltungen mache, sitzen die meiste Zeit des Tages vor einem Computer. Link klicken, sprechen. Großartig. Dieser Link löst sich nicht nach dem ersten Nutzen auf, schließlich wollen ja mehrere daran teilnehmen.

App
Favoriten, Vergangene Anrufe (inkl. wie viel sie gekostet haben), Kontakte, Keypad und Account. Sync mit Telefonbuch. Fertig. Kein Schnickschnack, nur was man braucht. Jetzt müssen nur noch die Anbieter ihre Verträge und Netzabdeckung für Daten optimieren.

Braucht man das alles?
So wenig Sympathie ich für synchrone Kommunikation mit Fremden habe, so sehr macht es dieses direkte reagieren einfacher. Gerade wenn man unterschiedliche kulturelle Hintergründe hat. Statt hunderter Tweets und oder Mails wird in ein paar Sätzen klar, was das eigentliche Problem ist.

Skype ist ein Monster. Bei mir läuft es ständig, vor allem weil ich ein paar für mich relevante Gruppenchats offen habe, die woanders nur umständlich möglich wären. Aber für ein schnelles Telefonat ist es nur selten geeignet. SkypeOut hilft wenn man die Nummer kennt, aber ist mehr eine Zwischenlösung. Eine Telefonnummer ist auch mehr eine IP Adresse und wer gibt die noch manuell ein?

vox.io vereint Telefonie mit dem Internet und man muss sich keine Gedanken um die Technik machen. Name oder Nummer eingeben, Enter. Das ist schneller als alle anderen Services. Und einfacher. Quick und Group Call bieten praktische Erweiterungen. Ich bin gespannt was Tomaž und das Team noch planen.


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Kommentare

3 Antworten zu „Einfach telefonieren – vox.io“

  1. Avatar von Clemens M. Schuster (@hofrat)

    Hoi Luca, danke, dass du dieses Startup durch deinen Blogpost weiter pushst, die Idee ist ja bestechend einfach und genial, IP=Telefonnummer und der Browser der Dialer. Eine Sache wundert mich aber: Das Pricing-Modell ist oldfashioned und unsexy. Man zahlt für etwas, das bereits jetzt zum grösseren Teil gratis gibt (zB auf vienna-collect.at – call in 4free, call out 4free), und man zahlt relativ „hohe“ Preise: Sekundentarife. Und genau daran läge eine grosse Chance: Die beiden Welten zu verknüpfen UND ein spannendes Business-Modell zu haben. Was meinst du dazu?

    1. Avatar von Luca Hammer

      Ich meine das ist irrelevant. Das Anrufen von Telefonnummern ist nur ein Zusatz, den es braucht, um den Übergang zu erleichtern. Viel wichtiger ist das telefonieren über Links. Das schmerzlose anrufen über Name eingeben und enter. Sie sehen sich auch nach kostenlosen CallOut um, aber ich bin vollkommen ihrer Meinung, dass das für ihre Zielgruppe unwichtig ist.

      Wenn du möchtest, können wir gerne darüber sprechen: http://vox.me/7sZjEW (genau das ist das killerfeature)

  2. Avatar von Clemens Pelz

    Sehr interessantes Konzept, das sicherlich weitaus mehr Features anbieten wird, wenn der technische Fortschritt es endlich zulässt. Mich wundert es aber, dass vox.io bisher noch nicht bekannter geworden ist. Sehr schade eigentlich. Könnte man auch perfekt für Smartphones verwenden. Ich werde es jetzt mal ausprobieren ;)

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