Fragen zum Selbstverständnis als Blogger

Bisher war ich ja meist etwas enttäuscht, wenn ich einen Fragebogen zu Blogs oder Social Media von Studierenden ausgefüllt habe. Nicht so heute. Michael Andres und Michael Moser haben einen soliden und umfangreichen (10 Seiten) Fragebogen zum Selbstverständnis als Blogger erstellt und ich habe mich, ebenso wie Helge, entschlossen einige der Fragen mit meinen antworten hier zu veröffentlichen. Das Ergebnis soll auf Zur Politik veröffentlicht werden.

Oft liest man die verkürzte Bezeichnung von Blogs als „Online-Tagebuch“. Wie definieren Sie Blogs?
Die einfachste und präziseste Definition: „Blogs sind Webseiten auf denen in chronologisch umgekehrter Reihenfolge Artikel veröffentlich werden.“ Da kann man noch anfügen, dass es Kommentare gibt.

Sieht man sich diese Definition an, ist sie sehr technisch, auf den ersten Blick auch passend, aber leider falsch. Denn dadurch fallen sehr viele andere Onlinemdien darunter, die teilweise sogar mit der gleichen Technik arbeiten, ich jedoch nicht als Blogs bezeichnen würde.

Aus diesen Gründen sehe ich den Faktor Subjektivität als entscheidend.

„Blogs sind Websites, auf denen eine oder mehrere Personen regelmäßig subjektive Beiträge (Text, Foto oder Video) veröffentlichen.“

Was sind, laut Ihrer Einschätzung, die größten Schwachpunkte der österreichischen Blogosphäre?
Neid. Anstatt sich gegenseitig zu pushen, sieht man sehr schnell abwertend auf jemanden, der etwas erreicht hat, wo man glaubt, dass man es selbst auch könnte oder sogar besser sei. Die Blogger sollten wieder(?) sehen, dass sie sich oft ähnlich sind und der Kuchen groß genug für alle ist. Bloggen heißt auch zu erschaffen und gemeinsam kann man etwas viel größeres, viel tollers und viel besseres erschaffen, als wenn jeder alleine vor sich hinkocht.

Nachgelassene Motivation. Einige sehr aktive Blogger haben in den letzten Monaten ihre Blogs stark vernachlässigt. Gründe gibt es dafür viele, aber ich kann aktuell nicht sagen, dass jemand ihre Plätze eingenommen hatte, sondern es ist ruhiger geworden. Auch haben sich die Leute auf verschiedene Plattformen verteilt und wir müssen erst wieder lernen mit den neuen Informationsflüssen umzugehene.

Nennen Sie bitte drei österreichische Blogs, die Sie persönlich gerne besuchen?
digiom
Neon|Wilderness
Andreas Lindinger

Verfügen Sie über journalistische Vorkenntnisse? Wenn ja, inwiefern helfen Ihnen diese beim Blogging?
Nein.

„Blogger sind Blogger, Journalisten sind Journalisten“. Wie stehen Sie zu dieser Behauptung und welche Verbindungen sehen sie zwischen Blogging und traditionellem Journalismus?
Manche Blogger agieren wie Journalisten und haben ähnliche Werte, halten diese teilweise sogar höher. Jedoch sind sicherlich nicht alle Blogger Journalisten, sondern nur ein kleiner Teil von ihnen. Das gleiche trifft auf Journalisten zu. Der relative Anteil, der von ihnen Blogger ist, ist vermutlich größer. Zugleich halten sich nicht alle Journalisten an journalistischen Werten fest.

Ich glaube, dass Journalisten in Zukunft bloggen werden, da es auch im Bereich der Informationen zum Ausschalten von Zwischenhändlern kommt. Der Journalist veröffentlich seine Beiträge direkt online und interagiert mit seinen Rezipienten. Die Frage die noch offen bleibt ist die Bezahlung.

Behindert Sie die medienrechtliche Ungleichheit von Blogger_innen im Vergleich zu Journalist_innen bei Ihrer bloggerischen Tätigkeit?
Nicht die medienrechtliche Ungleichheit, sondern die medienrechtliche Gleichheit hindert bloggeriche Tätigkeiten. Für Blogger gelten die gleichen Rechte und Pflichten, die für Medienunternehmen gelten. Mit dem Unterschied, dass der Blogger bei möglichen Verstößen keine Rechtsabteilung hinter sich stehen hat. Er kann es sich auch nur selten erlauben Vergehen in Kauf zu nehmen und das Unternehmen trägt die Konsequenzen. Hier sollte es meiner Meinung nach bestimmte Sonderrechte für Personen geben, die ohne kommerziellen Interesse Inhalte online veröffentlichen. Sie sollten besonders geschützt werden.

Eine andere Sache ist die Anerkennung von Bloggern, wenn es um Akkredierungen und ähnliches geht. Hier müssen die Veranstalter/Unternehmen/wasauchimmer erst lernen welche Rolle Blogs spielen und ob es Sinn macht Blogger mit den gleichen Rechten auszustatten, wie man es bei Journalisten macht.

Wie beurteilen Sie das Verhältnis zwischen Blogs und traditionellen Medien? Werden Blogs laut Ihrer Einschätzung von traditionellen Medien als Akteur im Informations- und Meinungssektor vom traditionellen Journalismus anerkannt und wie schätzen Sie das Konkurrenzverhältnis zwischen Weblogs und traditionellen Medien ein?

Viele traditionelle Medien schaufeln Inhalte lediglich weiter ohne einen echten Mehrwert zu bieten. Die Selektion passiert heutzutage auf anderen Ebenen. Niemand braucht fünf Zeitungen, die jeweils die gleiche Agenturmeldung in leicht abgeänderten Varianten abdruckt. Noch dazu einen Tag nachdem ich die Meldung selbst gelesen habe. Blogs hingegen neigen eher dazu Meldungen zu kommentieren, Hintergrundinformationen zu recherchieren und mir ein kompletteres Bild zu geben. Auf Twitter wird das ganze noch in perfekt gekürzter Form geliefert, sodass ich sehr schnell und einfach entscheiden kann, was ich lesen möchte und was nicht. Ebenfalls wie viel ich über ein Thema lesen will.

Wenn man dieses weiterschaufeln jedoch aufgibt und sich auf die selbst recherchierten Artikel konzentriert, können auch traditionelle Medien weiterbestehen. Sie müssen dabei natürlich auch bei der Auswahl des Trägermediums am Stand der Zeit bleiben und dürfen es dem Konsumenten nicht zu schwer machen an die Inhalte heranzukommen.

Es gibt traditionelle die Blogs gar nicht anerkennen, manche die sie als kostenlose Contentlieferanten behandeln und einige die sie als das sehen was sie sind. Und das kann bei Blogs vieles sein und kommt wiederum auf den einzelnen Fall an. Je stärker traditionelle Medien mit Blogs zusammenarbeiten, desto mehr werden sie von der Community akzeptiert werden und einen Nutzen darauß ziehen können, um auch in Zukunft online eine Rolle zu spielen.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Fragen zum Selbstverständnis als Blogger“

  1. […] es irgendwie interessant ist, was die anderen Menschen so auf den spannenden Fragebogen der beiden Studenten Michael Andres und Michael Moser zum […]

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