Fugenschaum

Rachitisch zu Rade verließ er, von seinen Eltern unbemerkt, die Garage. Er hatte wieder keinen Schlaf gefunden, also war er früh aufgestanden, und es dämmerte gerade erst, als er die Auffahrt hinunter rollte. Auch von den Nachbarn sah niemand, wie der Junge mit dem Fass am Gepäckträger nach links abbog und die müden Augen geblendet zusammenkneifend auf die aufgehende Sonne zufuhr. Die Bewohner einiger einzelnen Häuser verschliefen seinen Anblick ebenso, und um sieben, als der Berufsverkehr begann, war Mort längst fern der hektischen Straßen, auf einem matschigen Weg durch den Wald, wo ihn niemand ausgenommen eines kleinen Nagetiers zur Kenntis nahm, und dieses kleine Nagetier wurde kurz darauf von einem etwas größeren Nagetier totgebissen.

Beim Fluss angekommen löste Mort das Fass von seinem Rücken und dem Fahrrad, stellte es ans Ufer und warf noch einen Blick auf die Sonne, die nun etwas höher stand, hell, doch kalt. Es war immer noch Januar. Das Wasser konnte kaum wärmer sein als vier Grad. Das wurde Mort bewusst, als er in das Fass stieg, den Deckel zuzog und die Ritzen von innen mit Sprühklebstoff abdichtete. Er verwendete eine ordentliche Menge Fugenschaum, denn er wusste, dass er in diesem Wasser nicht lange überlebt hätte.

Glücklicherweise, denn so wurde er, bevor er sich in den Fluss rollen und im Fass den Wasserfall hinunterstürzen konnte, von den Dämpfen des Klebers ohnmächtig und noch am selben Abend gefunden.


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